Körperweisheit – Trauma

Moderner Schamanismus für Leute und Themen von heute

„Unser Gehirn ist so schlau. Unser Gehirn kann Traumata ausblenden und Erinnerungen verdrängen – aber unser Körper, unsere Organe und unsere Haut bewahren die Erinnerung an dieses Trauma. Diese Trauma-Erinnerung lebt in den Zellen, bis wir sie freigeben.“ (Dave Frank, Nuu-chah-nulth-Ältester und Medizinmann)

Schamanische (Heilungs)Rituale gibt es seit Jahrtausenden. Diese Rituale der verschiedenen Völker sind sich ähnlich. Es ist das Erbe unserer Vorfahren aus der Eiszeit.
Traumatisierung ist ein (überwältigender) Vorgang im Nervensystem und hat Auswirkungen auf alle Ebenen – körperlich, emotional, mental, spirituell. Wobei dies ein einmaliges Ereignis sein kann – Schocktrauma, aber auch grundsätzlich dauerhaft (also seit deiner Geburt – manchmal auch schon davor), das ist dann ein Entwicklungstrauma (Bindungstrauma) und diese kommen wesentlich häufiger vor und sind nicht explizit erinnerlich, dh du kannst keinen Zeitpunkt, Auslöser, etc. finden… Dein Erleben ist dann das „Normal“.
Die schamanische Sicht auf Heilung arbeitet mit allen diesen Ebenen; zB beruhigt der rhythmische Klang der Trommel den Verstand und aktiviert deine ursprünglichen Selbstheilungsprogramme. Dies geschieht während einer schamanischen Reise – eine Technik dazu ist die sog. Seelenrückholung (soul retrieval).
Es ist ganz wunderbar zu sehen, wie durch einfache Techniken eine Harmonisierung des seelischen Gleichgewichtes hergestellt werden kann. Und das auf recht sanfte und unspektakuläre Art und Weise (zB begleitend zu einer Psychotherapie)

Energiemedizin – epigenetischer Code

Aus schamanischer Sicht ist der epigenetische Code nicht nur ein biologischer Bauplan, der die Gesundheit auf körperlicher Ebene bestimmt, sondern auch eine dynamische Widerspiegelung unseres energetischen, emotionalen und spirituellen Zustands. Mittels schamanischer Energiemedizin ist es möglich, diesen Zustand positiv zu verändern (Gewohnheiten, Muster, Beziehungen, Traumatas – auch transgenerational, …).

Dieser Code besteht aus den im Energiefeld gespeicherten energetischen Abdrücken und Mustern, emotionalen Auslösern, unbewussten Überzeugungen, Verhaltensmustern und der physischen DNA und beeinflusst dadurch die Art und Weise, wie Ihre Gene zum Ausdruck kommen.

Dabei kann schamanische Energiemedizin unterstützen bei Themen wie:

  • Trauma-Lösung: Schamanische Praktiken wie Seelenrückholung und energetische Reinigung
  • Ahnenmuster auflösen: vererbte Energien können unsere Epigenetik beeinflussen, indem sie dieselben emotionalen oder physischen Stressfaktoren/Muster/Krankheiten/Krisen weiterhin aufrechterhalten
  • Emotionale Energien ausgleichen: Angst, Wut, Groll, Bitterkeit, Neid, Hass können zu Disharmonien im Körper führen und die Genexpression negativ beeinflussen.
  • Glaubenssysteme, begrenzende Überzeugungen transformieren

Durch eine „Neuverdrahtung“ wird eine Umgebung geschaffen, in der die Zellen positiv reagieren können, epigenetische Marker in Richtung Vitalität und Stärke verschoben werden, um ein gesünderes, erfüllendes Leben zu verwirklichen.

Energiemedizin

Der Illuminationsprozess ist die Kernpraxis einer meiner Ausbildungen der schamanischen Energiemedizin bei Dr. Alberto Villoldo & der Four Winds Society. Er dient dazu, Spuren im Lichtenergiefeld zu finden und zu transformieren. Sie haben oft ihren Ursprung in Traumata, Fremdenergien oder karmischen Themen.
Die Energien in unserer Aura, im leuchtenden Energiefeld sind die reinsten und wertvollsten unseres Lebens. Ungelöste, psychische Traumen und Belastungen, nicht geheilte Emotionen hinterlassen sog. Abdrücke (imprints). Diese lassen uns zu gewissen schädlichen und hinderlichen Verhaltensformen, Emotionen und Überzeugungen tendieren. Der Illuminationsprozess verbrennt die Energie in den Chakras und löscht die Abdrücke im Leuchtenden Energiefeld.
Dieser und alle weiteren Prozesse beginnen mit dem „Öffnen des heiligen Raumes“, das sind die vier Himmelsrichtungen, Vater Sonne und Mutter Erde. Anschl. wird mit Hilfe des Wiraqocha (8. Chakra) der leuchtende Energiekörper über den schamanisch Praktizierenden und seinen Klienten, die Klientin ausgebreitet. Es ist wichtig, in diesem zweifach heiligen Raum zu arbeiten, er schützt vor störenden Energien von außen. Abschließend wird die Aura mit Licht erfüllt und der Heilige Raum wieder geschlossen.

Trauma – eine indigene Perspektive

Dr. Reg Crowshoe, ein Piikani-Ältester und Kulturberater an der Universität Calgary:
„Ich würde sagen, ein Trauma trennt den Körper vom Geist, und dann bekommt man Probleme mit Emotionen und Emotionen kann man nicht sehen – man kann sie fühlen. Angst, Frustration, Beklemmung, sogar Krankheit und usw. – das sind Geister.“
In seiner Kultur ähneln die Auswirkungen traumatischer Lebensereignisse „Geistern“. Die Folgen sind kaum sichtbar und beeinflussen die betroffene Person einerseits auf negative Weise. Andererseits spielen Geister wiederum auch eine wichtige Rolle im Heilungsprozess.
Das bedeutet, dass in seiner Kultur, wie in vielen anderen indigenen Traditionen ebenfalls, Gesundheitspflege darin besteht, sich mit diesen Geistern auseinanderzusetzen. Sie repräsentieren Emotionen oder Krankheiten, die wir nicht sehen können.
Sein Wissen über generationsübergreifende Traumata und psychisches Wohlbefinden gibt er in Elders Teaching weiter, sie viele seiner Kollegen, die oftmals Ausbildungen in beiden Kulturen erlangt haben; sowohl Stammeswissen wie auch westlich orientierte Universitätsabschlüsse. Die Schaffung einer gemeinsamen Sprache ist der Schlüssel zur Förderung von Veränderungen in der psychischen Gesundheit.

Energiezentren der Anden-Tradition

Die Entfaltung deiner Liebe für das Leben, deiner seelischen Weisheit und das Leben deines Seelenweges, welcher dem Wohle aller dient, basiert in der schamanischen Andentradition auf dem Erwachen der drei Energiezentren: Herz, Kopf und Bauch – in Qechua, der Sprache der andinen indigenen Kulturen Munay – Yachay – Llánkay

Munay – bedeutet “bedingungslose Liebe”.

Yachay – bedeutet “Weisheit” aber auch “Lernen”.

Llánkay – bedeutet “heilige Arbeit” und meint damit im Service für die Welt zu sein.

Dein Bauch verbindet dich mit der Erde, dein Kopf mit dem Kosmos und dein Herz ist die Brücke zwischen beiden.

Die Wahrnehmungskanäle dazu sind: Denken/ Logik – Gefühle – Körpersignale, wobei dein Bauch mit der Erde und damit mit deinem Körperbewusstsein verbunden ist und dein Kopf-Zentrum mit deinen geistigen Fähigkeiten. Dein Körper nimmt die Welt anders wahr, als dein Verstand. Es gibt weder in der Gefühlswelt noch in der Sprache der Körpersignale die Logik.

Auf dem schamanischen Weg werden alle drei Wahrnehmungskanäle geschult, um alle Ebenen einzubeziehen, – um aus einer höheren Weisheit zu schöpfen, die mit Liebe, Hingabe und Freude gefüllt sind und ein Geschenk für die Welt sind.

Ehrung und Heilung unseres Ahnen-Karmas

In indigenen Traditionen ist die Verbindung zu den Ahnen zentral. Ahnenverehrung ist seit jeher tief in diesen Kulturen eingewoben. sind Riten und Ahnenzeremonien. In Unterschied zu unserer westlichen Lebensweise sind die Vorfahren einerseits eine Quelle der Stärke und Weisheit. Andererseits haben wir auch ihre ungelösten Themen, Traumatas, ungelebtes Leben, Schicksalsschläge, Kriege in unserem Energiefeld gespeichert – durch transgenerationale Weitergabe. Dh auch in Friedenszeiten sind Einzelne, Familien und die gesamte Gesellschaft, oftmals über Generationen hinweg davon betroffen. (meist unbewusst). Eine Ursache von erblichen Traumata ist ein epigenetischer Effekt, sagt mittlerweile auch die Wissenschaft der Epigenetik.

Mit Ahnenheilung durchbrichst du den Kreislauf transgenerationaler Traumata. Somit wirst du zum Wendepunkt in deiner Familiengeschichte und erschaffst ein neues Erbe der Heilung und des Wachstums. Für Schamanen und indigene Kulturen ist Zeit nicht linear sondern zyklisch; dh ein Kreislauf des Werdens und Vergehens und wieder Werdens. Dazu gibt es wirkungsvolle schamanische Praktiken:

• Schamanische Reise

• Seelenrückholung

• Ahnenaltar

• Ahnenheilritual

• Familienaufstellungen

Schamanismus und Narzissmus – die Suche nach Anerkennung von außen

Moderner Schamanismus und Themen von heute

In der schamanischen Praxis ist es allgemein bekannt, dass jeder Mensch eine Seele hat, die mit den Kräften und Energiequellen des Universums verbunden ist. Narzissmus ist ein Beispiel für diese Entfremdung von unserer wahren Natur. Diese kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie zB durch Bindungsverletzungen in der frühen Kindheit, sog. ACE-Ereignisse (Adverse Childhood Experiences), durch falsche Überzeugungen, ungünstige Glaubenssätze, durch ein nicht liebevolles, förderliches Umfeld.

Dadurch kann der Mensch „narzisstisch“ werden, dh er/ sie hat die Verbindung zum Höheren Selbst, dem spirituellen Raum verloren und versucht, Wert und Bedeutung ausschließlich durch äußere Faktoren zu finden (Macht, Geld, Erfolg, Statussymbole, Aussehen, etc). Narzissten sind auf der Suche nach Bewunderung, da sie sich tief im Inneren unzulänglich und wertlos fühlen, das dann durch übermäßiges Selbstbewusstsein und egozentrisches Verhalten überspielt wird. Die Wurzeln liegen viel tiefer als nur in oberflächlicher Eitelkeit.

Aus schamanischer Perspektive ist narzisstischer Missbrauch eine erlernt Verhaltensweise und kann bereits über Generationen weitergegeben worden sein. Das Kind lernt von den Eltern, dass der Weg, seine emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen, die Lebensenergie anderer Menschen ist.

Menschen beziehen ihre spirituelle und energetische Lebenskraft aus ihrer Verbindung zur Energiequelle durch die harmonische, geerdete Verbindung zwischen „Vater Himmel“ (in vielen Traditionen unsere Sonne) und Mutter Erde. In zwischenmenschlichen harmonischen Beziehungen ist der Energiefluss in beide Richtungen relativ gleich.

Für Narzissten ist die Hauptmotivation, die Energie anderer Menschen „abzuziehen“, da sie das von sich aus nicht (mehr) können. Der Begriff „Energievampire“ ist mittlerweile auch in der westlichen Psychologie/ Psychiatrie anerkannt.

Dafür werden instinktiv besonders empathische Menschen ausgewählt, oftmals sind diese ebenfalls in ihrer frühen Kindheit bereits durch das Umfeld programmiert worden. Durch Isolation, Diffamierung, physisch, psychische Misshandlung kann deren Energie abgezogen werden. Das Ziel ist es, zu desorientieren, sodass dem „Opfer“ nicht bewusst ist, dass seine Energie ausgebeutet wird und durch die Erfahrungen in der dysfunktionalen (oftmals Sucht & Co-Abhängigkeit) Herkunftsfamilie „normal“ scheint. Diese Dynamik führt dazu, dass das Energiefeld des Betroffenen beschädigt wird und der Energiefluss eingeschränkt.

Für beide Seiten gilt, die Verbindung zu unserem Ursprung wiederherzustellen und die eigene Bedeutung und den Wert von innen heraus zu erkennen.

Dafür sind schamanische Interventionen äußerst hilfreich – wie zB.

Vereinbarungen/Glaubenssätze/ Pakte aufdecken, verändern, loslassen – manchmal bereits vorgeburtlich / karmisch. Danach Verankerung neuer dienlicher Vereinbarungen/Glaubenssätze

Seelenrückholung

Die verlorenen fehlenden Seelenteile (die geraubte Lebensenergie) zurückgewinnen und in das leuchtende Energiefeld – die Aura wieder integrieren.

Extraktion – mit dem Extraktionsprozess werden alle ungesunden Verbindungen mit dem Narzissten sofort unterbrochen und abgeschnitten.

Das Thema ist seit einigen Jahren von großer Relevanz. Wichtig ist aus schamanischer Sicht, dass Narzissmus eine Form der Entfremdung von der wahren menschlichen Natur ist. Es geht v.a. nicht um eine Pathologisierung von jeglicher Form der Anerkennung und Bestätigung von außen, wir sind Menschen und die gesunde Freude daran ist ganz großartig.

Krafttiere

Schamanen sind Mittler zwischen den Welten. Mittels der spirituellen Kraft und seinem/ ihrem Krafttier können sie einen veränderten Bewusstseinszustand erreichen – meist durch trommeln oder rasseln. Die schamanische Reise (zb für eine Seelenrückholung) ist das schamanische Krafttier der spirituelle Wegbegleiter und Seelengefährte. Das Krafttier hat eine persönliche Beziehung zum Menschen – diese Verbindung gibt Lebenskraft, Energie, Sinn und Tiefe. Es hilft dabei, die wahre Bestimmung zu finden, es fördert die Entwicklung des Menschen und warnt vor Gefahren. Sie schützen den Menschen, halten ihn gesund und können ihn bei der Heilung unterstützen. Das Krafttier wird auch gerufen, wenn Hilfe benötigt wird. Je mehr du dich mit deinem Krafttier beschäftigst, desto intensiver wird die Verbindung.

Schamanismus: Ich habe nicht daran geglaubt, bis ich es selbst ausprobiert habe

https://www.vogue.de/artikel/schamanismus-selbsttest-retreat-wellness-trend

Ein uraltes Ritual soll Blockaden lösen und Selbstheilungskräfte fördern – und etabliert sich nun als Wellness-Trend. Was steckt dahinter? Unsere Autorin wagt den Selbsttest

Schamanismus ist heute Teil der Wellness-Kultur. Was es wirklich bringt, hat unsere Autorin getestet

Ohne zu blinzeln, fixiert er mich mit seinem Blick, bevor er dann erklärt, dass ich wohl aufgrund meines Gedankenkarussells ständig erschöpft sei. Dann spricht Pati Mete, der Schamane, den ich hier auf der indonesischen Insel Sumba besuche, ein paar Beschwörungsformeln aus, malt ein Kreuz auf meine Stirn und trägt eine Flüssigkeit auf meine Finger- und Zehenspitzen auf. Das soll meine negativen Gedanken vertreiben und verhindern, dass sie wiederkehren. Zugegeben: Ich bin skeptisch.

Sind schamanische Praktiken die neue Lösung für gesundheitliche Probleme?

Was nach dem Empfinden einer westlich sozialisierten Person sehr esoterisch klingt, ist eine alte schamanische Heiltechnik, die ich während meines Aufenthalts im vollständig von Schaman:innen geführten Hotel „Cap Karoso“ auf Sumba erfuhr. Mich trieb meine journalistische Neugier dazu, die unkonventionelle Praktik kennenzulernen, denn das Thema ist gerade omnipräsent. „Tausende von Menschen in den USA und anderen Orten der Welt haben die Praxis wieder aufgenommen und in ihren Alltag integriert – vor allem diejenigen, die nach neuen Lösungen für ihre gesundheitlichen Probleme suchen, seien sie körperlicher, geistiger oder emotionaler Natur“, erklärte der 2018 verstorbene US-amerikanische Anthropologe Michael Harner, Gründer der Foundation for Shamanic Studies (FSS). Schamanische Retreats, Spas und Behandlungen sowie selbst ausgeführte tägliche Praktiken sind zu einem neuen Bereich im Wellnesssektor avanciert, dem uralte, traditionelle Rituale zugrunde liegen, die überall auf der Welt ausgeführt wurden. Von den Steppen Sibiriens bis hin zu den Prärien der amerikanischen Ureinwohner:innen, von den Bergen der Mongolei bis hin zu den Ländern Mittelamerikas. Um was geht es dabei genau?

Worum geht es beim Schamanismus?

Der Schamanismus ist die älteste, genauer nachweisliche Form religiösen Denkens. Bis heute ist er in zahlreichen Religionen, Ethnien und Kulturen präsent. Anders als in Religionen, bei denen Gottheiten im Zentrum stehen, sind Schaman:innen selbst das Zentrum. Als Vermittelnde zwischen den Welten, zwischen Diesseits und Jenseits, stehen sie im Dienst der Gemeinschaft. Sie heilen Krankheiten und vertreiben böse Geister, begeben sich dafür in Trance und Ekstase. Wissenschaftliche Erklärungen, warum und wie das so vielen Menschen hilft, gibt es bisher nicht, westliche Forschende sind daran bereits seit dem 17. Jahrhundert interessiert.

Der Anthropologe Michael Harner beschrieb den Schamanismus als eine Art spirituelle Ökologie: „In Zeiten der globalen Umweltkrise bietet er ein Element, das den meisten großen anthropozentrischen Religionen fehlt: Ehrfurcht vor anderen Wesen auf der Erde, vor dem Planeten selbst und die spirituelle Kommunikation mit ihnen.“ Da stimmt ihm auch Else Oreve zu, die schamanische Einzelsitzungen, Feiern im Wald und Kurse in Paris organisiert.

a Auch Oreve betont, dass schamanische Rituale zum Ziel haben, „unsere eigene Stärke wiederzufinden, die Energien, die uns durchströmen, besser zu verstehen und unsere Blockaden in unserem Leben, hier und jetzt, zu überwinden“. Die sogenannte „rituelle Ekstase“ war und ist ein wesentliches Element des klassischen Schamanismus, bei der es um eine „Seelenreise in die Welt der Geister“ geht, um dort Kontakt mit ihnen aufzunehmen.

Diese Treatments sollen das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht bringen

Es ist aber nicht die einzige Technik des Schamanismus, die heute Anwendung in speziellen Retreats findet. Tenna, die Leiterin des Wellnessbereichs im Hotel „Cap Karoso“, drückt mich gleich nach meiner Ankunft an ihr Herz, um meine Energien zu ermitteln. Meine ersten Behandlungen im Spa, die alle von den Ritualen ihrer Vorfahr:innen inspiriert sind, scheinen auf den ersten Blick nicht besonders außergewöhnlich, quasi Wellnesspraktiken mit schamanischem Twist. Beim „Healing Treatment“ handelt es sich beispielsweise um eine Massage mit Kurkuma, Noni und Weißes-Sandelholz-Öl, das mein Nervensystem wieder ins Gleichgewicht bringen und mich mit dem Planeten und mir selbst verbinden soll. Darauf folgt eine traditionelle sumbanische Massage, bei der eine Mischung aus Kokosnuss, Ingwer und roten Zwiebeln auf meine Haut aufgetragen wird, um meine Verspannungen zu lösen und gleichzeitig negative Schwingungen und böse Geister zu beseitigen.

Das Fazit meiner Reise überrascht mich selbst

Das Highlight des „Cap Karoso“ sind aber die vom Hotel organisierten Einzeltreffen mit echten „Medizinmännern“, die auf unterschiedliche Probleme spezialisiert sind. Der erste, Pati Mete, empfängt mich in seiner traditionellen Hütte in seinem Dorf, um mich einzusalben. Der zweite, Umbu K Lakinuga, behandelt mich auf eine andere Art und Weise: Er reicht mir eine Flasche Wasser mit sieben Reiskörnern darin, die ich vor Sonnenuntergang austrinken soll. Außerdem reibt er eine rote Zwiebel über meinen Kopf, pustet danach auf dieselbe Stelle und abschließend auf meine Ohren. Auch wenn ich nun nicht die spirituellste Person bin und die Wissenschaft noch keine Erklärung dafür gefunden hat, muss ich sagen: Seit ich aus Indonesien abgereist bin, haben mich meine Müdigkeit und meine Angstzustände verlassen – oder sollte ich sagen: Sie sind wie weggepustet?

(Frédérique Verley 1. April 2024)

Seelenrückholung (zB nach Unfall, Schock, div. Traumata)

Die Wurzeln der Psychotherapie reichen zurück bis in den Schamanismus. Immer deutlicher zeigt nun die Forschung, dass sowohl die traditionellen Heilmethoden wie auch moderne Psychotherapien das neuronale Netzwerk im Gehirn verändern.

Der Schrecken lauert überall, im Dschungel urbaner Metropolen genauso wie im unwegsamen Urwald. Doch nicht überall wird er gleich erlebt. Die euro-amerikanische Psyche erleidet bei einem Überfall vielleicht ein Trauma, die Seele eines Regenwaldbewohners hingegen kann durch eine Schlange so verängstigt werden, dass sie aus dem Körper «flieht». Beide Ereignisse hinterlassen «latente emotionale Erinnerungsspuren» im Gehirn. Die Symptome aber zeigen eine eigene, kulturell geprägte Logik, der auch die jeweilige Behandlungstechnik folgt.

Ein Psychotherapeut kann zwar ein Trauma heilen, aber kaum verlorene Seelen finden. Das ist die Spezialität des Schamanen, der mit einem Ritual – in Lateinamerika Barrida genannt – die verlorene Seele so lange lockt, bis sie wieder in den Leib heimkehrt. (NZZ – Das Ich prägt sein Gehirn – 7.11.2001)

Jedes Ereignis, das Schock auslöst, kann einen Seelenverlust verursachen. In der Psychologie findet man den Begriff Dissoziation, welche die Abspaltung von Seelenanteilen benennt.

Die Arten von Trauma, die in unserer Kultur Seelenverlust verursachen können, sind
alle Arten von Missbrauch, sexueller, physischer oder emotionaler Natur. Andere
Gründe könnten sein: ein Unfall, einen Krieg zu erleben, Opfer eines Terroranschlags
zu sein, gegen unsere Moral zu handeln, eine Umweltkatastrophe mitzuerleben
(Feuer, Hurrikan, Erdbeben, Tornado, usw.), eine Operation, Suchtverhalten,
Scheidung, oder der Tod eines geliebten Menschen. Symptome können sein. nicht zur Ruhe kommen, Ängste, andauernde Müdigkeit, emotionale Dumpfheit, etc.

Nach einer Seelenrückholung (soul retrieval) fühlen sich Menschen präsenter in ihrem Körper und in der Welt. Es ist wichtig, dass sie anschließend selbst ihre Arbeit tun (zB div. Methoden der Persönlichkeitsentwicklung). Wenn jemand schon viel Pesönlichkeitsentwicklung erfahren hat, kann die Seelenrückholung das Ende der Arbeit bedeuten. Wenn nicht, kann die Seelenrückholung der Beginn der notwendigen Arbeit sein.